Seit neun Jahren ist Karl Michelitsch (ÖVP) Bürgermeister von Pölfing-Brunn. Ohne Druck von außen sieht er nun für sich die Zeit einer geordneten Amtsübergabe gekommen. Während er sich am 3. April der Wahl zum Vizebürgermeister stellt, wird der nunmehrige Vize Hannes Schlag für das Bürgermeisteramt kandidieren.
„Nach 19 Jahren in der Kommunalpolitik – 9,5 Jahre davon als Gemeindekassier und 9 als Bürgermeister – fühle ich für mich die Zeit gekommen, im Sinne der kommunalen Verantwortung für eine geordnete Amtsübergabe zu sorgen und persönlich in die zweite Reihe zu wechseln“, blickt der Pölfing-Brunner Bgm. Karl Michelitsch (51) auf viele schöne Momente des Gestaltens ebenso zurück wie auf wachsende bürokratische Herausforderungen.
Letzteren möchte sich der begeisterte Biolandwirt nicht mehr länger an der Front stellen. „Viele wichtige Projekte konnten trotz der bekannten schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen, die auf das Konto meines Vor-Vorgängers gehen,
für die Bürger von Pölfing-Brunn umgesetzt werden. Dafür sage ich dem Gemeinderat ebenso danke wie den Mitarbeitern in der Gemeinde.
Wie mir meine Bürgermeisterkollegen beipflichten, wird aufgrund teils überbordender bürokratischer Vorgaben vonseiten der Landesverwaltung die kommunale Arbeit immer komplexer und zeitintensiver. Das Unter-einen-Hut-Bringen meiner Arbeit als Biolandwirt, meiner Verantwortung als Familienvater und dem höchsten Amt in der Gemeinde wuchs sich zunehmend zur kräftezehrenden Herausforderung aus“, so Michelitsch, der vor allem kleine Gemeinden, die immer mehr Aufgaben mit krisenbedingt weniger Geld zu erfüllen haben, in der Bredouille sieht.
Der richtige Zeitpunkt
Zwei Jahre vor der nächsten Gemeinderatswahl sieht er daher den Zeitpunkt ideal, das Bürgermeisteramt abzugeben. Sein designierter Nachfolger, Vzbgm. Hannes Schlag (47), bringt viel kommunalpolitische Erfahrung mit, ist mit seiner Familie in der Marktgemeinde tief verwurzelt und – wie er selbst sagt – bereit, seine Heimat im Sinne der Bürger mit Ideenreichtum und Engagement zukunftsfit zu gestalten. Gänzlich von der kommunalpolitischen Bühne zurückziehen wird sich Michelitsch nicht. Er wird sich am 3. April der Wahl zum Vizebürgermeister stellen, um als Mann in der zweiten Reihe seinem Nachfolger mit Rat, Tat und Fachwissen zur Seite stehen zu können.
Offene Kritik an Landesverwaltung
Und Fachwissen wird es brauchen, wie Biobauer Michelitsch betont. „Kleinen Gemeinden wird es, ähnlich wie kleinen landwirtschaftlichen Betrieben, immer schwerer gemacht zu bestehen, denn die Rahmenbedingungen werden für die Großen gemacht.“
Harsche Kritik an der Landesverwaltung übt der scheidende Ortschef in diesem Zusammenhang bezüglich der Allgemeinen Dienstverfügung des Gemeindehaushaltes (ADG) sowie an der Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung (VRV). „Beides hätte zuerst in Pilotgemeinden getestet und auf tatsächliche Bedürfnisse abgestimmt werden müssen. Stattdessen hat das Land dieses große Verwaltungs-Ungetüm direkt auf die Gemeinden übergestülpt. Die Folge für Kommunen sind hohe Kosten und ein enormer Umstellungsaufwand ohne direkten Nutzen“, gibt Michelitsch den Verantwortlichen noch etwas zum Nachdenken mit auf den Weg.